Kunsthochschulen stehen in einem konfliktuösen Verhältnis zur Hochschullandschaft. Während im Ausland Kunsthochschulen ihre Abgänger:innen ein PhD verleihen können, sind wir in der Schweiz davon noch weit entfernt. Für die Publikation «Intelligences multiples du design» (MétisPresses 2022) seziert Rachel Mader die Situation und legt die Interessen der in die Diskussion involvierten Akteur:innen offen. In der KolumneInstitutional Diary veröffentlichen wir erstmals die deutsche Fassung des Essays.
Forschung an Kunsthochschule ist ein strukturelles Paradox: sie oszilliert zwischen drittmittelabhängiger Projektarbeit und institutionell getriebener Verwaltungslogik. Rachel Mader beschreibt die daraus entstehende fatale Dynamik, in der aus Inhalten ein volatiles Nice-to-have und aus Verwaltung und Administration eine konsolidierte und selbstbewusste Organisationseinheit werden.
Vor rund einem Jahr haben wir eine öffentliche Diskussion zum Thema engagiertes Handeln in Institutionen organisiert. Vor dem Hintergrund unserer eigenen Erfahrungen als Lehrende und Forschende an Kunsthochschulen waren wir interessiert, gemeinsam mit Gästen aus unterschiedlichen Schweizer Kunstinstitutionen über das alltägliche institutionelle Leben zu sprechen, über die Verantwortungen, die wir darin tragen und über die Möglichkeiten, auf schwierige Bedingungen zu reagieren. Dies gerade heute tun zu wollen war unserer Einschätzung der aktuellen Lage der institutionellen Landschaft im Kunstbetrieb geschuldet: Wir beobachten den steigendenden ökonomischen Druck, dem sich viele Häuser ausgesetzt sehen. Zugleich stellen wir in kulturpolitischen Diskussionen eine steigende Skepsis gegenüber Museen, Kunsthallen und Kunstvereinen auch in diesen Institutionen selbst fest, etwa angesichts ihres vermehrten Rückgriffs auf flexibilisierte Anstellungsverhältnisse (z.B. in Form von zeitlich befristeten Teilzeitanstellungen und Umwandlung von Stellen in Praktika) oder der trotz lautstarker Kritik weiterhin mehrheitlich intransparenten Handhabung von Honorarzahlungen an Künstler*innen.
Die Berlin Biennale trägt dem im Titel We don’t need another hero angedeuteten Vorhaben durchaus Rechnung: Es ist eine ebenso entschlossene, wie mit selbstverständlicher Entspanntheit vorgetragene Skepsis gegenüber grossen Gesten.
Sønke Gau will mit seiner Schrift die aktuelle Rezeption von Institutionskritik aus den ‹Fallen›, in denen sie sich verheddert hat, herausführen. Dagegen behauptet er institutionskritische Vorgehen als Methode, die weiterhin imstande sind, den zur Dominanz neigenden Strukturen die Stirn zu bieten. Sein Postulat dafür, Institutionskritik radikal kontextuell zu denken, droht jedoch in der umfangreichen – wenn auch kritischen – Würdigung grosser Namen fast zu verschwinden.