Oh, Griechenland!

Eine Korrespondenz

Als wir in Zürich ankamen, hatten wir uns schnell verlaufen. Irgendwann landeten wir in einem Café, konnten dem Ober dort allerdings weder mit Worten noch mit Handzeichen klarmachen, welchen Kuchen wir gerne hätten. Was bedeutete das wohl für das bevorstehende Wochenende? Vor uns lagen drei Tage mit Workshops, Gesprächen und Diskussionen, in denen wir uns für einen geplanten Brand-New-Life-Schwerpunkt fragen wollten, wie wir am liebsten arbeiten würden. Eigentlich sollten wir schon längst die übrige Gruppe treffen, irrten aber wir immer noch im kalten Zürich umher. Als wir schließlich am vereinbarten Ort eintrafen, waren wir froh, dort Hannes zu entdecken – wenigstens ein vertrautes Gesicht. Wir stiegen in den riesigen „Sportbus 2“, der uns nach Bern zu einer Ausstellungseröffnung bringen sollte. Auf der Fahrt wurde kaum geredet (wenigstens wir saßen schweigend auf unseren Plätzen, in der Reihe hinter uns unterhielt man sich angeregt über traditionelle griechische Gerichte). Wir schauten aus dem Fenster, in die vorbeirasende Landschaft. Unterbrochen wurde der Traumzustand nur durch Judith oder Lucie, die hin und wieder die voraussichtliche Ankunftszeit in Bern ansagten. Draußen war es sehr dunkel. Irgendwer hatte Geburtstag. Bei der Ausstellungseröffnung rätselten wir, ob für die Menschen in der Schweiz „Getränke frei“ etwas anderes bedeutet, weil Getränke dort so teuer sind. Während wir dies schreiben, fällt der einen von uns wieder Nicole Wermers Stuhl ein, über dessen Rücklehne eine Pelzjacke gehängt war – greifbare Abwesenheit. Ein wenig später war ihre Arbeit in Hamburg zu sehen, aber erst jetzt erschließt sich der Zusammenhang zwischen den beiden Erinnerungen. Das Abendessen war ausgezeichnet, jemand sprach sehr laut, und nach einigen Gläsern Wein waren wir recht entspannt. Trotzdem waren wir erleichtert, als der Bus gegen elf in Richtung Glarus abfuhr. Dort logierten wir zu zweit in einer Wohnung mit Bergblick. Das Wetter war trüb. Nach dem Arbeitswochenende machten wir mit der ganzen Gruppe eine Tour zu einem der Berge um Glarus. Einige von uns wollten zu Fuß hinaufgehen, allerdings hatte es so stark geschneit, dass wir schließlich ein Taxi riefen und nur die letzten zehn Minuten liefen. Kurz vor dem Mittagessen standen wir oben auf dem Berg, wurden zu Rückenfiguren in wechselnden Formationen. Auf der Zugfahrt nach Zürich und zum Flughafen überlegten wir, wie unser gemeinsamer Text aussehen sollte. Die nächsten zwei Monate würden wir beide durch verschiedene Städte reisen, würden uns eine ganze Weile nicht sehen. Vielleicht wären also Postkarten ganz schön? Der Austausch, den wir alle unbedingt wach halten wollten, ist schon vor einiger Zeit eingeschlafen. Wir hatten sogar überlegt, zusammen nach Griechenland zu fahren. Große Pläne, im Alltag verpufft. Unterschiedliche Prioritäten. Von Nostalgie keine Spur, nur das Leben.
Do you like Brand-New-Life?
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Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
Betreff: maybe someday I’ll pretend
An: Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
20. März 2018 22:13

Liebe Isa,

auf dem Rückweg von Glarus habe ich im Flieger endlich deinen Text über I love Dick gelesen. Und bei Chris Kraus und ihren Briefen an Dick dachte ich, Briefe sind eigentlich ein ganz schön guter Weg ins Schreiben und Lesen hinein, xxx xxxxxxxx xxxxxxx xxxxxxxxxxx xxxxxxxxxx.
Eine irgendwie entlastende Textform. 

Die letzten Tage lese ich wieder viel von Jill Johnston – die auch irgendwann angefangen hat, ihre Village-Voice-Kolumne ab und zu in Briefform zu schreiben. Dear Charlie, I’m sick today… I received yr letter that morning and had been to New York just two days. I woke up wrecked from a hangover. The morning before I woke up in bed with a girl who didn’t understand why I said I should’ve slept in my car... I don’t think I’d be writing like this if my letter was private. I’d be saying only the public things we understand… you must be thinking uh she wouldn’t write this or this way in a letter it’s true but maybe someday I’ll pretend I’m writing a real letter and then send it as a piece or vice reversa. 

Dir eine gute Reise in die große Stadt. Take care of yourself.

Oona

 

 

Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
Betreff: nyc to berlin
An: Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
2. April 2018 05:04

liebe oona,

als ich an meinem ersten morgen in der wohnung aufwachte, wo ich das „madame realism“-buch von lynne tillman und kiki smith im schrank sehen sah, war es sechs uhr früh.
(das „madame realism“-buch gehört corrine.)
xxx xxxxxx xxxxxx xxx xxxxx xxxxxxxxx xxxxxxx xxxxxxxx xxx xxx xxx xxx xxxxxxxxxxxxx xxx xxxxxxxxxxxx xxxx xxxxxxx xx xxx xxxxxxxx xxxx xxxxxx xxx xxx xx xxx xxxxxx xxxx xxx xxxxxxx xxxxx xxxxx xxxxxxxxxxx xxx xxx xxxxx xxxxx xxxxxxx xxx xxxxx xxxxx xx xxxx xxx xxx xxx xxxxx xxxxx xxxxx
xxxxxxxxx
gerade trifft sie sich mit lynne, sie sind befreundet. und montag in einer woche treffe ich lynne zum ersten mal. aber schon morgen gehe ich zu einer lesung von ihr, xxxx xxx xxx xxx xxxxx xx xxxxxxxx
um halb acht bin ich los und erstmal in die gegend gefahren, wo ich gelebt habe, als ich das erste mal hier war. xxxxxxx xxxxxxxx ich habe in meiner lieblingsbäckerei, mazzola bakery, bei der ich ein halbes jahr lang jeden morgen einen cranberry scone kaufte, genau das wieder versucht, aber es kam ein schokosplitter-bagel raus. dann bin ich ins moma zu einer wahnsinnig tollen adrian-piper-ausstellung. xxx xxxxx xxxxx xxxx xxx xxxxxx xxxxx xxxxxxx xx xxxxxxx xxxxx es war ziemlich voll, viele menschen haben die ganze zeit in ihre telefone geschaut, xxx xxx xxxxxxxxxx xxxxx xxxxxx xxx xxx xxxxxxx xxx
xxxx xx xxxx xxxx xxx xxx xxxxxxxx xxxx xxx xxx xxxxxxx xxxxxxxx xxx xxx xxxx xxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxx
. am eingang gab es so kleine kabinen (ähnlich wie bei einer wahl), in denen man in eine art buch antworten auf verschiedene fragen eintragen konnte. ich bekomme sie nicht mehr zusammen, aber es ging um das thema angst. viele menschen haben davon geschrieben, dass sie angst haben, nicht als mensch akzeptiert zu werden, weil sie people of color oder frauen sind.
in der ausstellung waren alle museum guards people of color, xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxx xxx xxxx xxx xxxxxxxxxx xxxxxx xxxxxxxxxxx xxx xxx xxxxxxxx xx xx xxxxx xxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxx xxxx xxxxx xxx xxx xxxxx xxx xxxx xxx xxxxx xxxxx xx xxxxx xxxxxxx xxxx xxxxx xxxxxxx xxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxx xxxxx xxx xxx xxxxxxxx xx xxx xxxx xxxxxxxxx xxxxxxxxxxx xxx xxx xxxx xxx xxxx xxx xxx xxxxxxxxx xxx xx xxx xxxxxxx xxxxxx xxx xxxxxx xxxxx xxxxxxx xx xxxx xxxxxx xxx xxxxx xxx xxxxxx xxxxx.
ein anderer eintrag in den büchern am anfang der ausstellung war, dass die person angst hat, dass der trump tower direkt um die ecke ist und trump nicht mal um die existenz des momas weiß. später war ich im central park spazieren, und dort liefen familien schlittschuh auf einer eisfläche, auf der „TRUMP“ stand. anscheinend hat er diesen schlittschuhlaufspot 1987 erworben.

morgen ist mein erster tag im archiv.
es wird schneien, sagen die apps meiner mitbewohnerinnen.

seitdem ich angekommen bin, sind in meiner direkten nachbarschaft alle läden geschlossen. ich wohne in der nachbarschaft der chassidischen gemeinde in williamsburg. und bis zum 7. april ist passover (das passah-fest). es ist eine feierliche stimmung, und alle sind in gruppen unterwegs, vorhin, als ich vom essen zurück kam, habe ich drei mädchen gesehen, sie gingen eingehakt und sahen so glücklich und beieinander aus.
xxxx xxx xxxx xxxxxxxx xxx xxx xxx xxxx xxxxxx x xxxxxxx xxxxxxxxxx xx xxxxx xx xxx xxxxxx xxxxxx xxxxxxxxxx xxxxxx xxxx

ich hoffe deine vorbereitungen für london laufen gut?

gute nacht über den atlantik, auf dessen anderer seite du wahrscheinlich längst schläfst.

Isa

nyc to berlinnyc to berlin

 

Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
Betreff: embracing the theatricality of life
An: Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
06. April 2018 13:48

Liebe Isa,

wie schön, von dir zu hören! Danke auch für deine Postkarte, sie hat mich gerade noch erreicht, bevor ich Mittwoch früh nach London geflogen bin. Deine Post aus dem Allgäu ist leider immer noch verschwunden.

Wie geht’s dir im Archiv? Sind deine Schuhe warm genug für den Schnee? Wie war die Lesung von Lynne Tillman? xxxx xx xxxx xx xxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxx Und bist du inzwischen wieder zu cranberry scones übergegangen oder erfindest du dich neu in New York?

London fühlt sich gerade ähnlich vertraut an. xxxxxxxxxx xxx xxx xxx xxxxx xxx xxxxx xxxxxxxxxx xxxx xxxxxx xxx xxxxx xxxxx. Die Konferenz tut mir sehr gut, mein Kopf rauscht schon nach dem ersten Tag von all den Begegnungen und Neuentdeckungen. Gerade habe ich einen Vortrag über xxx xxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxx Leonor Fini gehört, die in den dreißiger und vierziger Jahren nicht nur malte, sondern auch extravagante, überdimensionale Kostüme entwarf, mit denen sie sich in fabelartige Katzen- oder Eulengestalten verwandelte. Immer unentschieden zwischen den Identitäten von Mensch und Tier, Mann und Frau; immer stark, unabhängig, einschüchternd. Auch eine Madame/SirRealism, wie bei Lynne Tillman, dachte ich.

Gestern abend gab es einen Preview-Filmausschnitt zu sehen über Judy Chicagos Dinner Party und die Beziehungen zu früheren (Vanessa Bells und Duncan Grants Famous Women Dinner Service) und späteren (Vagina China) Arbeiten. Ich saß inmitten der grandes dames der feministischen Kunstgeschichte, Griselda Pollock, Hilary Robinson usw., die leidenschaftlich diskutierten, ob aktuellere feministische Arbeiten naiv und geschichtsvergessen seien, und auch, wieviel Naivität Judy Chicago in den siebziger Jahren vorgeworfen wurde, bevor ihre Dinner Party ikonisch wurde. Der treffendste Kommentar, wie ich fand, kam aus den hinteren Reihen: es sei doch erstaunlich, dass nur das Famous Women Dinner Service (das Köpfe statt Vulvas zeigt) tatsächlich als Geschirr gedacht war. “It seems that eating off the face is allowed but eating off the vulva is not.”

Zum Schreiben sitze ich gerade in meiner Mittagspause in der Witt Library des Courtauld Institute, umgeben von dicken Ordnern voller loser Reproduktionen von Turner-Aquarellen und Wadsworth-Zeichnungen. xxxxxxxxxxx xxx xx xxx xxxxxxxxx xxxxxxxxx xxx xx xxxx xxxxxx xxxxxxx xxx xxx xxxxxxxxx xxxxxxxx xxx xxxxxxx xxxxxx. Und ich bekomme Lust, auch im Archiv nach Schätzen zu suchen. Dabei dachte ich immer, das liegt mir nicht so. Aber du weißt, wie es einem gehen kann: auf einmal isst man Schokosplitter-Bagel ...

Dir alles Schöne nach New York,

Oona

PS: Mein Vortrag ist erst morgen, langsam glaube ich, das wird was.

embracing the theatricality of lifeembracing the theatricality of lifeembracing the theatricality of life

 

Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
Betreff: Joan and Pablo
An: Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
08. April 2018 12:38

Liebe Isa,

ich sitze gerade im Bus zur Tate Modern, um Joan Jonas und vielleicht Picasso zu sehen. Gutes Doppel irgendwie, finde ich … Mein Vortrag gestern lief gut, diesmal saßen die grandes dames bei mir im Publikum. Mehr später.
Hoffe, dir geht’s gut, sei umarmt.  

Oona

 

 

Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
Aw: Joan and Pablo
An: Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
08. April 2018 18:46 

Liebe Oona,

das freut mich sehr zu hören. Glückwunsch! Und ich bin gespannt, mehr zu erfahren.

Die Stadt hier scheint im Kathy-Acker-Fieber zu sein. Am Donnerstag war ich bei einer Lesung von Andrew Durbin und Douglas A. Martin, letzterer las aus seinem „Acker“-Buch. Später sagte Durbin den tollen Satz: „Gossip is political as it’s a wonderful form to undermine things.“ Gleich treffe ich meine Freundin Madeleine für eine Acker-Lesung von „Guts and Blood in High School“ … Tillman liest, Masha Tupitsyn und Ariana Reines!
Als ich 2013 hier studiert habe, war ich ein großer Ariana-Reines-Fan und war immer viel zu früh auf ihren Lesungen und saß dann etwas lost in irgendwelchen Buchläden mit Dosenbier und wartete auf den Anfang.

Ariana Reines
(extracts)

I don’t know how people
Understand their lives, measure
Their sensations against “objective”
Or so-to-speak democratic estimations,
Whether people accept the externality
Of events, “events,” as things
That happen to them.
Xxxxxxxxxx
Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxx
Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Xxxxxxxxxxxx
Xxxxxxx
Tonight
It is dark and the weather is cooler
Than it’s been. It has taken
A while for Fall to break; the global
Warming kept me in summer
Love with you like I was under a
Fermata.
Alain Badiou, on the day
Of his class, said, “Because an event
Is pure rapture, an event disappears
Immediately: it does not exist
Objectively, but only by appearing
And disappearing.” This is both
Precise and vague; it is attractive
I guess.
I had missed half of Alain Badiou’s
Lectures messing around with you
On the couch by the fire; in the women’s
Toilets; up on the hill. If this were a suitable parable,
And it isn’t, xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
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Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
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Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
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*
Eigentlich sollte ich Tillman morgen treffen, aber wir haben es auf Freitag den 13.(!) verlegt.

„New York isn’t the city that never sleeps, it’s the city that never stops working“

Ein Foto von meiner Fensterbank. NYC 2013. Dort liegt Coeur de Lion von Ariana Reines.

So long,
sei umarmt
Isa

Aw: Joan and Pablo

 

Von: Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
Aw: embracing the theatricality of life
An: Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
08. April 2018 18:51

P.S.

Georgia habe ich verpasst, sie ist doch schon früher abgereist.
Hier ist mal wieder alles gleichzeitig, Rory gibt am 18. April einen Talk bei eflux über die Neoliberalisierung des Weltraums. Leider habe ich an dem Abend schon Karten für ein Gespräch mit Durga Chew Bose, die das großartige Buch „Too Much and Not the Mood“ geschrieben hat (das ich in London gekauft habe) und Amy Sherald, die das offizielle Porträt von Michelle Obama gemalt hat.
„Too Much and Not the Mood” habe ich vor meiner Reise xxxxx ausgeliehen. Und jetzt vermisse ich es ein wenig.

 

 

Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
Betreff: Entdeckung
An: Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
09. April 2018 13:57

Liebe Isa, 

ich würde Dich gerade so unglaublich gerne anrufen, das glaubst du gar nicht ... Ich sitze wieder in Berlin an meinem Schreibtisch, sortiere meine Notizen von der Konferenz, habe eigentlich etwas ganz anderes recherchiert – und habe dabei vielleicht gerade eine großartige Entdeckung gemacht. Ich bin über xxxxxxx gestolpert, xxx xxxxxxxxx xxxx xxx xxxxx xxx xxxxxx xxx xxxxx xxx xxxxxxxxxxxxxxxxx xxx xxxxxxxxx xxxxxxxxx xxxx xxx xxxxxxx xxxxxxxx xxxxxxxxxx xxx xxxxxx xxxxxxxx xxxx xxx xxxx xxxx xxx xxxxxxxx xxxxxx xxxx xxxxx xxxxxx xxx xxxx xxxxxx xx xxxxxxx xxx. Lies mal auf wikipedia. Es ist eine unglaublich gute Geschichte und es ist anschlussfähig an so viele Dinge, mit denen ich mich beschäftige. Und xxxxxxxxxxxxxxxx es scheint darüber (zumindest auf den ersten Blick) tatsächlich noch keine nennenswerte Forschung zu geben. Ich kann mir das gar nicht vorstellen, aber wenn dem so ist, habe ich gerade mein nächstes Projekt gefunden. Drück mir die Daumen.

Ich hoffe, dir geht es wunderbar, ich melde mich heute abend oder morgen nochmal ausführlicher, musste das nur gerade loswerden. Danke dafür, sei umarmt!

Oona

 


Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
Aw: Entdeckung
An: Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
10. April 2018 17:16

Liebe Oona,

das hört sich toll an! Ich freue mich mehr zu hören.
Tillman und Johnston hatten auch Kontakt, aber das lag noch nicht auf meinem Tisch. Xxx xxxx xxx xxxxxxx xxx xxxx xx xxxx xxxxx xxxx xxxx xxxxxxx xxxxxxxx xxx xx xxx xxx xxxxxx x x xxx xxxxxxxxx xxxx xxx xxxxx xxx xxxxx xxxxxxx

xxx xxx xxx xx xxxx Ich denke an dich.

Sei umarmt, 
Isa

 

 

Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
Betreff: delays & summer.
An: Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
10. April 2018 17:16 

Liebe Oona,

hier ist der Sommer angekommen. Die Männer präsentieren ihre Muckis beim Joggen ohne Shirt, und ihre süßen Kampfhunde laufen sabbernd nebenher. So heiß.
Irgendeine krasse Party muss heute in meiner Gegend gewesen sein, denn als ich einen kleinen Spaziergang machte, während meine Wäsche im Trockner war, verschwanden sehr viele Menschen hinter einer gut bewachten Tür, und ein sehr junges Mädchen half einem anderen sehr jungen Mädchen beim Kotzen. Xxxxxx xxxxxxxx xxxxx xxx xxxxxxxxx xxxxxx xxxxx xxxx xx xxxx xxxx.
Gestern habe ich Lynne in der Fales Library getroffen. Sie war zu spät, „traffic“. Irgendwie finde ich es immer noch so beeindruckend, wenn Menschen selbstverständlich mit dem Taxi irgendwo hinkommen. Xxx xxxx xxx xxxxxxxxx xxxxxxxx xxxxx xxxxxxxxxxxx xxxx xxxx xxxxx xxxx xxxxx In einer meiner Lieblingsbars kommen die KellnerInnen auch oft mit dem Taxi, nicht, dass sie das Geld dafür hätten –
Lynne trug beigen Nagellack, der schon ein wenig abblätterte, und eine sehr grüne Brille, die sie immer wieder abnahm. Xx xxxx xxx xxxxxxx xxxxxxxx Ich finde erste Gespräche meist schwierig, meinem sich nach Sicherheit sehnenden Charakter etwas zu aufregend. So war ich erleichtert und nickte lächelnd, als sie zum Schluss vorschlug: „Next time we meet for drinks.“ Sie war total begeistert von Hannes’ PROVENCE-Magazin, und fand den Nizza-Reiseführer sehr Madame-Realism-mäßig  …
Am Dienstag war ich bei einer Lesung von Lynne und zwei anderen Autoren – das Ganze war in Queens im Hinterzimmer einer Bar. Man konnte Fragen stellen und in eine silberne Box werfen. Wenn die Frage gezogen wird, dann kriegt man eine Überraschung. Natürlich hatte meine Begleitung Glück und gewann einen free drink. „Do you believe in magic? And when you don’t, why?“ xxx xxxxx xxxx xx xxxxxxx
Bericht aus dem Archiv:
Toni Morrison hat auch Tillman gelesen, in einem Fax vom 15.Januar 1993 schreibt sie an Tom Keenan: „A couple of days ago I opened the book by Lynne Tillman and wanted you to know that I am enjoying it tremendously. She writes like a dream.“ Wayne Koestenbaum hat eine Postkarte an Lynne geschrieben, sie solle  Madame Realism nicht aufgeben. xxx xxxxx xxxxxxxxx xxx xxxx xxxx xxxx xxx xxxxx xxxxxxxxxx xxx xxxxxxxxxx xxxxxxx xx xxxxxx xxxxxxxxx xxxxxxxx xx xxxxx xx xxxxxx xxxxxxxxx xxxxxxxxx xxxxxx x x xxxxxxxxx xxx xxxxxxxx xxxxx xxx x xxx xxxxx Und zum Schluss ein Fund vom 1. August 1991 aus Schroon Lake Beach, als Yvonne Rainer eine Karte an Tillman schreibt und berichtet, wie toll es ist, Urlaub zu machen. Rainers Reisebegleitung Martha, so berichtet die Karte, lenkt ein: „Lynne knows how to take vacations.“

Morgen ziehe ich nach Crown Heights um. 
Zum Abschied drei Fotos aus meiner Wohnung am Wasser.xxx xxxxxxxxxx xxxxx xxxx xxxxx xxxxxxxxxxxxx xxx xxx xxx xx xxxxxx xxxxxxxx xxx xxxxxxxxx xxxxx xx xxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxx xxx xxxxxxxxxx xx xxxx xxxxxxx xxx xxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxxxx xxxx xxxxxxx xxxxxxx xx xxx xxx xx xxxxx

Sei umarmt.
Isa

delays & summerdelays & summerdelays & summer

 

Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
Aw: delays & summer.
An: Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
16. April 2018 21:18

Liebe Isa,

entschuldige die lange Stille. Ich habe eine harte Woche hinter mir. Sonntag spät abends war ich wieder in Berlin, Montag kam die Nachricht, S’s Tante, die uns beiden sehr am Herzen liegt, deren eigenes Herz aber schon lange nur noch auf 10% läuft, sei im Krankenhaus und jeden Tag schwächer. Wenn wir sie nochmal sehen wollten, dann schnell. Also sind wir Dienstag früh nach Hamburg und gleich ins Krankenhaus gefahren. Xxx xxxxxx xxx xxxx xxxxx xxxxxx xxxxxxxxxxxxx xx xxxx xxxx xxxxxxxx xxxx xxxxxxxxxx xxxx xxxx xxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxx xxx xx xxx xxxxxx xxxxxxxxxxx xx xxxx xxx xxxxx xxxxxxxxxxxxx xx xxxxx xxxxxx xxxxxxxx xxxxx xxxxxxx
xxxxxxxxxx
Donnerstag war ich dann in Lüneburg, mein Semester musste ja auch mal beginnen, Freitag dann mit E zurück nach Berlin. Ich bin gerade sehr voll beladen mit Arbeit, Kolleg und Lehre vor allem, übermorgen geht es dann wieder nach Lüneburg und Hamburg und nochmal Lüneburg, eine Woche Familie und arbeiten. Ich bin froh, wenn der April vorbei ist.

Danke Dir für das Gedicht von Ariana Reines. Die geteilten, aber unterschiedlich empfundenen Erinnerungen erinnern mich an das Buch von Kathleen Stewart, das ich beim Retreat dabei hatte und das wir jetzt im Kolleg lesen. Hatte xxxx vorgeschlagen. Ich freue mich darauf, wenn Du wieder aus New York zurück bist. Du fehlst.

xxxx xxxxx xxxxx xxxxxxxx xx xxxxxx xxxxxxxxxx xxxxxx xxxxxxxxxxxxx xxxxxxxx xxx xxxx xxxxxxxx xx xxxxxxxxxxxx xxxxxx xxxx xxx xxxxxxxx xxx xxxxxxxx. In meinem Lieblingscafé bin ich kurz vor London einen Cappuccino und Croissant schuldig geblieben, weil ich in meiner großen Verwirrung ohne Geld aus dem Haus gegangen war. Eine Woche später wollte man sich daran gar nicht mehr erinnern. Wohlwollende Vergesslichkeit, wie man sie eigentlich höchstens von Freunden kennt.

Hier in Berlin ist zumindest der Frühling endlich angekommen. Am Wochenende saß ich in kurzer Hose in der Sonne auf dem Balkon und habe umgetopft und gesät. E freut sich am meisten darauf, dass die „Grissinis“ endlich sprießen: Sie wird wohl enttäuscht sein, wenn sie sieht, dass tatsächlich doch nur Radieschen daraus werden. 

Ich hoffe, es geht Dir gut in Deiner neuen Bleibe. Freue mich darauf, mehr von Dir aus der Großstadt zu hören. Sei umarmt.

Oona

PS: Triffst Du nun eigentlich Rory? Wenn ja, lass ihn schön grüßen.

 

 

Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
Aw: Re: delays & summer.
An: Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
23. April 2018 23:19

Re: delays & summer.

Liebe Oona,

ich denk an dich und habe heute eine Postkarte besorgt, die ich dir bald schreiben werde.

Jetzt ist Sonne und Archiv-Feierabend,
ich schreib dir bald xxxxxxxxxx xxxxx xxxxxx xxxxxxxx xxxx xxxxxxxxx xxxxxxx xxxxxx xxxxxxxxx

Sei fest umarmt und danke für deine Nachricht, auf die ich anders reagieren wollte, und werde, bald.

Kussi
Isa

 

 

Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
Betreff: Deception Island
An: Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
24. April 2018 23:49 

Liebe Isa,

ich will dir auch schon seit Tagen wieder schreiben. Und eine Postkarte (aus London) liegt hier auch noch für dich … Ich bin immer noch in Hamburg. Sonntag war ich im Botanischen Garten, herrlich war das. Die Magnolien und Kirschbäume blühen, der Farn ringelt sich. Außerdem habe ich eine Sukkulentenart entdeckt, die „String of Pearls“ oder, noch schöner: „Erbsen am Band“ heißt.

Samstag habe ich ein paar Stunden in der Wohnung der Tante verbracht, die Ornithologin und Konrad-Lorenz-Schülerin war. Ein Leben für die Gänse und andere Vögel. Wir haben Bücherregale und Schreibtisch durchgesehen, xxxx xxxxxxxxxxx xxxxxxx xx xxxxxxxx xxxxxx
xxx xxxxxxxxxx xxxxxx xx xxxx xx xxxxxxx
Ein schmales Büchlein mit chinesischen Zeichnungen von Blumen und Vögeln, ein Schwarzweißfoto eines Kükens, das in Augenhöhe neben dem Schreibtisch pinnte - auf der Rückseite die Notiz: „zum Freuen“.

Kathleen Stewart schreibt in ihrem Buch „Ordinary Affects“ darüber, wie sich in Gegenständen manchmal Bedeutungen, Erzählungen, Verbindungen zu den Leben Anderer überlagern. Wie sich in ihnen die eigenen Sehnsüchte und alten Träume kondensieren, wenn sie als die der Anderen wiederkehren. Und wie sich all das manchmal ungut mischt mit dem Kitzel, ein Ding einfach zu besitzen.

„The potential stored in ordinary things is a network of transfers and relays. Fleeting and amorphous, it lives as a residue or resonance in an emergent assemblage of disparate forms and realms of life. Yet it can be as palpable as a physical trace. Potentiality is a thing immanent to fragments of sensory experience and dreams of presence. Xxxxxx xxxxx xxxxxxx
xxxxxxxxxxxx xxx xxx
It engenders attachments or systems of investment in the unfolding of things. “

Mein schönster Fund am Samstag war ein rotes Heftchen, in dem die Tante auf einer Reise vom Kap Hoorn zur Antarktis notiert hatte, welche Dinge sie fotografiert hat. Wieder zuhause hat sie dann offenbar die Filme durchgesehen und ergänzt, welche Fotos gelungen waren. „24.12.94 Elephanten Insel: Zügelpinguine, junge Seelephanten, Scheidenschnäbel beim Putzen, Drohen von Goldschopfpinguin gegen jungen See elephanten.“ Oder: „22.12.94 Deception Island. Zügelpinguine. Am Strand. Leider Film zu früh geöffnet“, mit dem nachträglichen Kommentar: „sieht man“.

„People are collecting found objects snatched off the literal or metaphorical side of the road. Things that have dropped out of the loop or have been left sagging somewhere are dragged home as if they are the literal residues of past dreaming practices. The snatching practice mixes a longing for a real world (or something) with the consumer’s little dream of spying a gem or tripping over a bargain. And in the mix, all kinds of other things are happening too.“

In London habe ich einen Duftgorilla der Guerrilla Girls für unser Büro gekauft. Leider mit Bananenaroma (natürlich), deshalb traue ich mich jetzt nicht, die Packung zu öffnen. Xxxxxxxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxxxx xxxx xx xxxxxxxxx
Sei umarmt,

Oona

Deception IslandDeception IslandDeception IslandDeception Island

 

Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
Betreff: Gruß aus der Heide
An: Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
25. April 2018 15:31 

Liebe Isa,

heute ist es sehr einsam im Büro, weil nur wenige Plätze besetzt sind. Umso schöner ist es, an Frau S’s Tür einen Gruß aus New York zu entdecken ...
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Liebes Dir,

Oona

Gruß aus der Heide

 

Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
Aw: Gruß aus der Heide
An: Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
25. April 2018 23:01

oh wie schön, dass die angekommen ist.
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du warst in hamburg im botanischen garten, wo ich noch nie war.

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xxx

postkarte aus new york postkarte aus new york  

 

Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
Betreff: Goodbye Judy.
An: Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
25. April 2018 02:13

Liebe Oona,

an meinem letzten Tag bin ich zu Judy Chicagos Dinner Party ins Brooklyn Museum zurückgekehrt. Der Raum ist durch dunkel getönte Scheiben abgetrennt und hat eine ganz eigene Atmosphäre. Als ich im Museumsshop vor der schier unendlichen Auswahl an Kissen, Schals und Tellern mit Vulvas stand, wirkte das Motiv seltsam dekorativ.
Tillman und ich haben uns verpasst: Sie hatte vorgeschlagen, dass wir uns noch eine Ausstellung von Laurie Simmons zusammen ansehen, aber aus unerfindlichen Gründen kam die Email nicht bei mir an. Anstelle dessen habe ich C. das Haus von P. gezeigt, dessen Fassade nicht erkennen lässt, dass dahinter eine der Grundmauern gerade ausgetauscht wird und P. und K. nun schon seit eineinhalb Jahren bei FreundInnen unterkommen.
Anbei ein paar Fotos von meinem ersten Besuch dort 2011. Xxxxxxx xxxxxxxxxxx
xx xxxxx xxxxxxxxx xxxxxxxxx xxxxxxxx xxxxxxxxx

Schon auf dem Sprung.
Sei umarmt,
Isa

Goodbye JudyGoodbye JudyGoodbye Judy

 

Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
Betreff: rhubarb
An: Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
30. April 2018 23:24 

Liebe Isa,

das klingt nach schönen letzten Tagen. Ich war vor ein paar Jahren bei der Dinner Party, xxxxxx xxx xxx xxxxxxx xxxxxxxxxx xxxx. Ich frage mich, wie mein Blick darauf sich verändert hat in der Zwischenzeit. 
Museumsshops machen mir oft schlechte Laune. In der Tate habe ich eine 1£-Penguin-Ausgabe von Audre Lordes „The Master’s tools will not dismantle the Master’s house“ gekauft. Und dachte dann, wie wenig überraschend, dass der Text als Gimmick in Museumsshops liegt. Und dass sich gleichzeitig an der Situation, die sie für die 1970er Jahre beschreibt, in Museen, Unis, Konferenzen, kaum etwas geändert hat. 
Von Gertrude Stein habe ich auch so ein mintgrünes Penguin-Bändchen gekauft: eine Sammlung mit Gedichten übers Essen. Das hat mich fröhlicher gestimmt. 

RHUBARB

Rhubarb is susan not susan not seat in bunch toys not wild and laughable not in little places not in neglect and vegetable not in fold coal age not please.

Komm gut nachhause. 
Ich freu mich, wenn du wieder da bist.

Oona

 

 

Isabel Mehl <isabel.mehl@leuphana.de>
Betreff: postkarte aus new york
An: Oona Lochner <oona.lochner@leuphana.de>
01. Mai 2018 18:16

hamburg, 1. mai (tag der arbeit)

liebe oona,

im flugzeug konnte ich wie immer nicht schlafen und habe mich also ins kinoprogramm und in den rotwein vertieft. als das flugzeug dann zur landung ansetzte, wurde ich ganz ruhig, erst dann, und hätte in einen tiefen festen schlaf fallen können.

deine beschreibung des besuchs in der wohnung von s’ tante hat mich sehr berührt. Xxxxx xxxx xxxxxxx xxxxxxxxx xxx diese plötzlichen nahaufnahmen dessen, was einem anderen menschen so sehr am herzen lag und wie er das, primär für sich selbst wohl, ausdrückt.
ich würde gerne die fotos sehen, die seeelefanten.
ich muss bei den notizen ein wenig an meinen opa denken. ich habe mir vor meinem auslandssemester in new york damals seinen aktenordner ausgeliehen, der seinen einzigen new- york-besuch dokumentiert. es war ein geschenk seines sohns/meines onkels im jahr 1995. dort auch ein foto vom washington square, wo ich den letzten monat im archiv saß. er schreibt:
„Foto oben rechts: Fotografiert von der West 4th Street. Blick in die Washington Square East Street. 1835 wurde die 1831 gegründete New York University an den Washington Square verlegt. Heute gehören fast alle am Washington Square liegenden Gebäude der Universität. “ An anderer Stelle schreibt er zum Trump Tower: „Mit dem Turm hat sich der Immobilienhändler Donald Trump, personifiziertes Symbol für die Exzesse der 80er Jahre, ein extravagantes Denkmal gesetzt.“  Die Stelle, wo mein Opa den nicht sichtbaren H (meinen Onkel) vor dem Hintergrund eines Denkmals beschreibt und die schlechten L ichtverhältnisse beklagt, konnte ich nicht finden.
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wahrscheinlich bin ich auch deswegen so neugierig deine wohnung zu sehen. mir anzusehen, welche dinge dich umgeben. mit unserem büro gehen wir ja noch eher zaghaft um. aber ich freue mich auf lüneburg-zeit und den guerrilla-girls-gorilla. es ist unvorstellbar, wenn man drüben ist, wie langsam hier die dinge sind, wie ruhig, wie wenig schrill, wie geordnet. weil ich selber so eine sehnsucht nach struktur habe, eine sehnsucht, die in new york sicherlich keine erfüllung findet (und finden soll), ergebe ich mich nach kurzer zeit der stadt, und da ich nicht die nötigen geräte besitze, die all das wieder auffangen – googlemaps, lyft, mta trip planner, und diesmal auch kein sms/telefon), bleibe ich trotzdem ein fremdkörper, der anschlüsse verpasst und umwege geht, und sich verirrt, während andere leute auf mich warten und ich kein telefon und keine nummer habe, um bescheid zu geben. vielleicht versuche ich aber auch in den ungewissen wartezeiten sicherheit zu finden – ein kleiner test für die stets lauernden ängste.

und dann, wer mir in nyc die ganze zeit begegnet ist: edith wharton. Xxxxxxx xxxxxx xxxxxxxxx
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am 26.04.2018 notierte ich für dich:
In der New York Times aus den 1980ern beginnt ein Artikel zu Edith Wharton mit einem Zitat von ihr aus einem Brief von 1912 an Bernard Berenson.
„Beginning a letter to you has the excitement of a literary adventure as well as the joy of  communing with a friend.“

ich habe oft gedacht,xx xxxxxx xxxx xxxxx xxxxxxx xxxxxxxxxxxxx xx xxx xxx xxxxx xxxxx xxxx xxxxxx xxxx xxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxx xxxxxxxx xxxxxxxx x xxx xxxxx xxxxxx xxxxxx xxx xx x xxxxxx xxxxxx xxxxx xxxxxxxx xxxxxx xxxxx xxxxx xxxxxxx xxxxx: an wen schreibe ich, woher und in welchem raum. für mich sind diese rahmungen wichtig. ich denke, dass eine korrespondenz in dem sinne, wie wir sie uns anfangs ausgemalt haben, nur zwischen zwei menschen, nicht aber mit dem unbekannten dritten, das ist, was ich suche. denn diese ist für mich primär selbstzweck, kommunikativer akt aufgrund eines bedürfnisses nach austausch, nach dem verstandenwerden und verstehen.
was ich jedoch weiß, und das habe ich in und zwischen den zeilen gelesen, ist, dass ich diesen dialog gerne fortsetzen möchte. „unter vier augen“.

langsam muss ich dem jetlag doch noch nachgeben. die wäsche aufhängen und dann schlafen.
sei umarmt und bis bald
isa